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Wien hat eine besondere Wohn-DNA: hohe Decken, Stuck, Fischgrätparkett und Kastenfenster auf der einen Seite; kompakte Neubauten, Dachgeschosse mit Blick und durchdachte Mikro-Grundrisse auf der anderen. Gute Innenarchitektur verbindet diese Gegensätze – sie respektiert die Geschichte des Raums und bringt zugleich Funktion, Licht und Leichtigkeit hinein.

Wiener Wohnrealität auf einen Blick

  • Altbau & Gründerzeit: Großzügige Räume, oft Durchgangszimmer, viel Charakter – aber mit akustischen, stauraum- und energietechnischen Herausforderungen.
  • Neubau & DG-Ausbau: Effizient, lichtstark, häufig offene Grundrisse – erfordern klare Zonierung und warme Materialien, damit es nicht kühl wirkt.
  • Gemeindebau & Bestand: Solide Grundrisse, oft kleiner Stauraum – hier punkten maßgefertigte Lösungen.

Stil-DNA: Was „wienerisch“ wirkt – ohne zu nostalgisch zu sein

  • Wiener Moderne / Wiener Werkstätte: Klare Geometrien, Handwerk, hochwertige Materialien.
  • Adolf-Loos-Minimalismus: Reduktion, Raum als Bühne für Material und Proportion.
  • Zeitgenössisch: Helle Wände, warme Hölzer (Eiche, Nuss), Akzente in Messing oder Schwarz, Textilien in Samt, Bouclé oder Leinen.

Material-Shortlist: Geöltes Holz, Terrazzo, Naturstein (Travertin), handglasierte Fliesen, Kalkfarbe, feine Vorhänge (Bühnenqualität) – kombiniert mit präzisem Licht.

Grundriss & Stauraum: Wiener Lösungen

  • Durchgangszimmer entschärfen: Halbtransparente Schiebeelemente, Regalkuben oder Einbaumöbel, die Zonen definieren ohne Licht zu schlucken.
  • Maßmöbel statt Meterware: Nischen, Dachschrägen, Erker – alles Stauraum-Gold.
  • Küche als Raumstück: Fronten in Holz oder Lack matt, Arbeitsplatte in Stein oder Kompakt – ruhige Flächen, klare Linien, versteckte Griffe.
  • Eingangsbereich: Garderobe + Bank + Spiegel + Licht in einem Element – der Ton wird gleich beim Reinkommen gesetzt.

Licht ist alles

  • Dreiklang: Grundlicht (dezent, blendfrei), Akzent (Kunst, Nischen), Stimmungslicht (indirekt, dimmbar).
  • Altbau-Tipp: Indirekte Beleuchtung über Gesimsprofil oder Wandleisten betont die Höhe, ohne „Museum“ zu spielen.
  • DG-Tipp: Lichtlinien entlang der Dachflächen und punktuelle Akzente am Boden für abends.

Akustik & Komfort

Altbauräume hallen gern. Textilien (Vorhänge bis Boden, Teppiche mit Flor), Akustikpaneele in Holz, gepolsterte Sitzbänke und Bücherregale verbessern Klang und Atmosphäre – ohne Optik zu stören.

Nachhaltig denken – wienerisch umsetzen

  • Erhalten statt ersetzen: Originalparkett sanieren, Türen aufarbeiten, Beschläge restaurieren.
  • Lokal & langlebig: Tischlerarbeit aus Wien/NÖ, Naturmaterialien, reparaturfähige Systeme.
  • Energie: Dichtungskonzepte für Kastenfenster, zoniertes Heizen, smarte Thermostate.

Recht & Praxis (kurz & hilfreich)

  • Tragende Wände/Statik: Nur mit fachlicher Prüfung; in Eigentumsgemeinschaften zusätzlich Zustimmung einholen.
  • Denkmalschutz/Erhaltenswert: Vorab mit Hausverwaltung/Behörden klären; Bestand respektieren spart Zeit und Geld.
  • Haustechnik: Leitungen, Elektrik, Brandschutz – frühzeitig planen, damit das Design nicht nachträglich „aufgesetzt“ wirkt.

So läuft ein Wiener Innenarchitektur-Projekt

  1. Briefing & Aufmaß – Ziele, Budgetrahmen, Stilreferenzen.
  2. Konzept – Grundrissvarianten, Moodboards, Material-/Lichtkonzept.
  3. Entwurf & Detail – 3D/Visuals, Bemusterung, Kostenschätzung.
  4. Werkplanung & Ausschreibung – Pläne für Tischler/Gewerke, Angebote vergleichbar machen.
  5. Bau & Begleitung – Koordination, Qualitäts- und Termincheck.
  6. Feinschliff – Styling, Kunst, Textilien – das macht’s wienerisch.

Mini-Checkliste für den Start

  • 3 Räume, die dich täglich nerven
  • 3 Bilder, die deinen Wunschstil treffen
  • 1 Budgetkorridor (z. B. „Smart“, „Komfort“, „Premium“)
  • Ein Zugeständnis an die Geschichte des Hauses, das bleiben darf

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